Gerade wenn du beginnst, dich zunehmend mit der pflanzlichen Ernährung zu beschäftigen, wirst du zahlreichen Vorurteilen über die vegane Ernährung begegnen.
In diesem Beitrag möchte ich mit acht typischen Vorurteilen aufräumen und dir Argumente liefern, die diese Vorurteile entkräften.
-
Vegane Ernährung ist teuer!
Viele vegane Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte oder Getreide sind sehr preiswert. Auch einige pflanzliche Grundnahrungsmittel wie Tofu, Pflanzendrinks kannst du inzwischen auch günstig im Discounter kaufen.
Teurere vegane Ersatzprodukte, die du oft nur im Biomarkt oder in speziellen veganen Supermärkten findest, müssen aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht Teil deines pflanzlichen Speiseplans sein.
Es ist auch davon auszugehen, dass diese Produkte in den nächsten Jahren günstiger werden. Die vegane Bewegung schreitet immer mehr voran, sodass sich die Produktionsmenge dieser Produkte erhöht. Das kann den Preis zukünftig positiv beeinflussen.
Tierische Produkte haben oft auch sogenannte versteckte Kosten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Kosten, die durch Umweltschäden entstehen. Rechnet man diese hinzu, so sind tierische Produkte häufig gar nicht mehr so günstig.
Es besteht zudem die Frage danach, ob der vermeintlich günstigere Preis tierischer Lebensmittel, den unethischen Aspekt der Produktion dieser Lebensmittel rechtfertigt?
-
Der Mensch ist ein Allesesser und braucht Fleisch.
Es ist bis heute nicht im Detail geklärt, was die genauen Gründe für die Evolution des Menschen und die der kognitiven Fähigkeiten sind.
Aktuell wird davon ausgegangen, dass das Kochen von Lebensmitteln (pflanzliche und tierische) einen wesentlich größeren Einfluss hatte, als der reine Verzehr des Fleisches.
Unabhängig davon ist es heute völlig irrelevant, was genau zur Intelligenz des Menschen beigetragen hat. Inzwischen haben wir ein komplett anderes Angebot an Lebensmitteln als noch vor Tausenden von Jahren.
Wir können unseren Energie- und Nährstoffbedarf problemlos auf pflanzlicher Basis decken. Auch werden wir uns höchstwahrscheinlich (#ironyoff) nicht aufgrund einer veganen Ernährung zurückentwickeln.
Der eventuelle temporäre Fleischbedarf in der Evolution des Menschen ist daher kein Argument gegen die pflanzliche Ernährung.
-
Bei einer veganen Ernährung musst du Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Das ist doch unnatürlich!
Ja, eine vegane Ernährung ist unnatürlich. Ebenso wie die meisten anderen Aspekte unseres heutigen Lebens: Häuser, Kleidung, moderne Fortbewegungsmittel, Medizin, Bildung usw.
Bei dem Glauben, dass unsere Ernährung möglichst natürlich sein sollte, handelt es sich um einen sogenannten „Natürlichkeitsfehlschluss“.
Bei unserer Ernährung sollten wir uns weniger die Frage stellen, ob sie natürlich oder unnatürlich ist, sondern eher danach fragen, ob sie gesund oder ungesund, ethisch oder unethisch ist.
-
Fleischkonsum hingegen ist natürlich.
Die Unnatürlichkeit des Veganismus ist kein Argument gegen den Veganismus. Ebenso wenig ist die vermeintliche Natürlichkeit des Fleischkonsums kein Argument für den Fleischkonsum. Auch hierbei handelt es sich um einen Natürlichkeitsfehlschluss, dass die angebliche Natürlichkeit einer Sache diese automatisch gut macht.
Darüber hinaus ist es eher gewagt bei den heutigen tierischen Produkten noch von Natürlichkeit zu sprechen. Die sogenannten Nutztiere werden bereits unter unnatürlichen Bedingungen gezeugt, dann gehalten, gemästet und schließlich getötet. Sie entspringen selektiven Züchtungen, die nichts mehr mit ihren wildvorkommenden Vorfahren gemeinsam haben.
Die Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit ist auch weniger das Argument gegen Fleischkonsum, als die unethischen Produktionsmethoden.
-
Warum gibt es vegane Ersatzprodukte, die aussehen und schmecken sollen wie Fleisch?
Die meisten vegan lebenden Menschen verzichten nicht auf tierische Produkte, weil sie ihnen nicht schmecken, sondern weil sie die unethischen Produktionsbedingungen nicht unterstützen möchten.
Pflanzliche Ersatzprodukte für Fleisch, Käse, Milch, Fisch usw. müssen aus gesundheitlicher Sicht nicht Teil der veganen Ernährung sein. Damit sind sie auch grundsätzlich kein Argument gegen eine pflanzliche Ernährung.
-
Soja ist ungesund und zerstört den Regenwald.
Ja, der Anbau von Soja kann zum Teil für die Zerstörung des Regenwaldes angesehen werden. Hierfür sind aber weniger die Sojaprodukte verantwortlich, die vegan lebende Menschen konsumieren. Vielmehr landen etwa 80 % der weltweiten Sojaernte in den Futtertrögen der Nutztiere.
Nur etwa 2 % werden direkt in Form von Lebensmitteln vom Menschen konsumiert. Die restlichen 18 % werden in Form von Sojaöl in Food- und Non-Food-Artikeln verwertet.
-
Vegane Ernährung ist ungesund und führt zu Nährstoffmängeln.
Jede Ernährungsform, die den Nährstoffbedarf nicht deckt, ist auf Dauer ungesund. Tierische Produkte haben kein Monopol auf bestimmte lebensnotwendige Nährstoffe.
Wenn man wenige Grundsätze beachtet, kann man sich problemlos vegan und bedarfsdeckend ernähren. Das bestätigen auch zahlreiche Studien und Ernährungsfachgesellschaften. Diese zeigen, dass eine pflanzliche Ernährung sowohl bedarfsdeckend sein kann als auch mit gesundheitlichen Vorteilen gegenüber einer üblichen westlichen Mischkost einher gehen kann.
-
Wenn die vegane Ernährung so gesund ist, warum müssen dann Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden?
Wenn die Nahrungsmittelindustrie auf eine pflanzenbasierte Ernährung eingestellt wäre, bräuchte man keinen Nahrungsergänzungsmittel. Das ist (noch) nicht der Fall.
Bis dahin sind Nahrungsergänzungsmittel ein sicherer, preiswerter, effizienter und gut erforschter Weg, um gewisse Nährstoffengpässe potenziell kritischer Nährstoffe zu decken.
Auch Mischköstler können vom Einsatz gewisser Nahrungsergänzungsmittel profitieren.
Ich habe an dieser Stelle wirklich nur eine Handvoll, aber, in meinen Augen, sehr häufig vorkommende Vorurteile aufgeführt.
Wenn du noch mehr über die pflanzliche oder pflanzenbasierte Ernährung erfahren möchtest, dann solltest du unbedingt meine Podcastepisode („007 – vegane Ernährung – Das solltest du wissen“) anhören. Darin gehe ich unter anderem darauf ein, wie du mehr pflanzliche Lebensmittel in deinen Speiseplan integrieren kannst.
Auch auf Instagram findest du wertvolle Tipps und Tricks, wie du spielend einfach deinen Nährstoffbedarf mit einer pflanzlichen Ernährung decken kannst.